Bloggen ist oft, wie eine Therapie. Eine Diskussion mit sich selbst, bei der man ein Thema in vielen Aspekten betrachtet und die eine, oder andere Sichtweise beschreibt. Als Themen bietet sich alles an, zu dem man eine Meinung hat. Allerdings ist das wohl größte Problem beim Betrieb der meisten Blogs, das Finden von Themen. Worüber kann man also bloggen? Die Anforderungen an das Thema, dem man sich eine Stunde seines Lebens, oder noch länger widmen möchte, sind umfangreich. Oft werden viele Themen verworfen, bis sich endlich eines findet, das man zu einem Beitrag verarbeiten kann. Eine gute Inspiration dafür ist der Alltag. Die Dinge, die man Tag für Tag erlebt liefern meist den Stoff für die Artikel im Blog. Über aktuelle Ereignisse bloggen kann aber auch anspruchsvoll sein.
Privatsphäre
Betreibt man ein Blog, dann gibt es zu Beginn meist eine Entscheidung, die getroffen werden muss. Neben Domain, Hoster und der Gestaltung der Seite muss eine Grundsatzentscheidung getroffen werden. Wie viel und was will man auf dem eigenen Blog von sich preisgeben. Was auf den ersten Blick nach einer einfachen Frage klingt, kann komplex werden. Ein „Über mich“ Bereich auf dem Blog schafft erst einmal Vertrauen. Ein Foto zusammen mit dem Namen und einem kurzen Steckbrief sind auf vielen Blogs üblich. Ob man hier seinen echten Namen angibt und welche Informationen man in diesen Steckbrief und auch in die Blogposts einbaut, ist jedem selbst überlassen. Schwieriger wird es, wenn es um andere geht.
Familienblogger
Vor einigen Jahren machte ein Fall aus Österreich Schlagzeilen. Eine junge Frau verklagte ihre Eltern, die jahrelang Fotos von ihr auf Facebook veröffentlicht hatten. Weil die Eltern die fast 500 Bilder ihrer Tochter nicht aus ihrem Profil löschen wollten, ging sie vor Gericht. Auch wenn das Ergebnis des Verfahrens nicht öffentlich gemacht wurde zeigen dieser und ähnliche Fälle, dass man auch die Persönlichkeitsrechte seiner Kinder beachten muss. Zwar kann man, solange man Sorgeberchtigter ist, über eine Veröffentlichung entscheiden. Ist das Kind aber volljährig, kann es dagegen vorgehen. Wer also Kinder hat, muss gut überlegen ob er Fotos der Kinder auf dem Blog verwendet, oder nicht. Auch Fotos der Partnerin, oder der Partners, sowie verschiedene andere Fakten, wie Name, Beruf und Alter sollte man nicht leichtfertig preisgeben.
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Persönlichkeitsdiebstahl
Ein Grund dafür, mit seinen Daten nicht zu offenherzig umzugehen, ist der Persönlichkeitsdiebstahl. Immer wieder gibt es Fälle, in denen Betrüger die Daten einer anderen Person stehlen und in ihrem Namen Geschäfte abschließen. Der Betroffene bleibt dann auf den Kosten sitzen. Aber es muss nicht immer ein Kriminalfall sein, der durch die Veröffentlichung von Namen und Bildern vorkommt. Speziell bei Kinder können peinliche Fotos und Klarnamen im Blog zu einem großen Problem werden. Lesen Klassenkameraden, oder später einmal Kollegen und Vorgesetzte die Geschichten, dann kann das sehr unangenehm werden. Es empfiehlt sich also Codenamen für die Familienmitglieder und ein Synonym für sich selbst zu verwenden. Auch auf den Fotos sollte niemand außer man selbst erkennbar sein.
Aktuelle Erlebnisse
Aber auch aktuelle Erlebnisse können als Thema im Blog recht problematisch sein. Ist beispielsweise nachvollziehbar, wo man arbeitet und berichtet man später einmal von Vorfällen am Arbeitsplatz, dann kann das ein schlechtes Licht auf den Arbeitgeber werfen. Genauso kann das bei Personen, mit denen man zu tun hat, der Fall sein. Lässt sich aus den verschiedenen Beiträgen beispielsweise ableiten, wer der Vorgesetzte, der Nachbar, oder die Lehrerin der Kinder ist, dann kann ein Blogbericht über diese Person ihre Persönlichkeitsrechte verletzen. Erfahren die Leser, dass der Partner der Bloggerin im Auftrag einer Detektei München als aktuelles Einsatzgebiet hat, dann kann ein Bericht über Details seiner Arbeit, auch wenn sie oberflächlich sind, bereits geschäftsschädigend für seinen Arbeitgeber, oder rufschädigend für denjenigen, den er beobachtet sein.
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Diskretion
Auch wenn das eigene Blog überschaubare Besucherzahlen hat, kann es vorkommen, dass unter den Lesern auch Menschen sind, die die Informationen missbrauchen. Je weniger man über sich, seine Familie und den eigenen Alltag preis gibt, umso sicherer ist man. So wie in allen Bereichen des digitalen Lebens muss der Schutz der eigenen Person und sensibler persönlicher Daten an oberster Stelle stehen. Zwar finden sich auch im Impressum persönliche Daten, isoliert sind diese aber kein Grund zur Sorge. Erst die Kombination mit persönlichen Daten, beispielsweise dem aktuellen Urlaub, oder Namen und anderer Details über Familienmitglieder und Menschen aus dem eigenen Umfeld machen das zu einem Problem.
Abstrakte Geschichten
Als Blogger sollte man also einen Stil finden, der Geschichten aus einer neutralen allgemeinen Sicht erzählt. Statt die eigenen Erlebnisse in den Mittelpunkt zu stellen, sollten sie als Einstieg, oder als kurzes Beispiel verwendet werden. Gelingt es, aus einem kleinen persönlichen Erlebnis, eine grundsätzliche Frage abzuleiten, dann ist das der perfekte Stoff für einen Blogartikel. Statt die konkrete Situation durchzukauen wird sie nur als Aufhänger verwendet. Das eigentliche Thema ist ein System, ein wiederkehrendes Muster, oder eine Verhaltensweise, die immer wieder vorkommt. Die eigene Rolle in den Blogartikeln sollte also nicht die Hauptrolle einer Geschichte sein. Vielmehr ist man als Blogger der Beobachter, der analysiert und zusammenfasst.
![Über aktuelle Erlebnisse bloggen auf gemenet.de](https://www.gemenet.de/wp-content/uploads/2020/09/upset-2681482_1920-1024x683.jpg)
Stiller Beobachter
Statt sich selbst als Protagonistin einer Szene darzustellen kann man ein persönliches Erlebnis auch von außen berichten. Auch wenn man selbst diejenige war, die sich über etwas geärgert hat, oder die eine Situation erlebt hat, muss man das im Blogartikel nicht unbedingt verraten. Erzählt man dieselbe Geschichte stattdessen so, als wäre man in einiger Entferung gestanden und hätte sich selbst beobachtet, dann versetzt man sich in die Lage des Lesers. Ziel des Artikels sollte nicht sein, ein Gefühl, das man hatte, für die Leser spürbar zu machen. Erzählt man beispielsweise über einen Streit, den man hatte, dann kann das bei manchen Lesern auch auf Ablehnung stoßen. Berichtet man ganz allgemein über das Streitthema, den Ablauf des Streits und beurteilt objektiv, dann gewinnt der Beitrag an Wert.